»Beim Kiwitzberg hat ein
reicher König aus heidnischer Vorzeit sein Grab. Golden
ist der Sarg, viel goldene Schätze sind in ihm bestattet.
Aber niemand weiß die Stelle. Alle zwölf Jahre
einmal nur öffnet
sich die Grabstätte in der geheimnisvollen Johannisnacht.
Wer dann an dem verrufenen Orte vorbeikommt, der sieht
das edle Metall der Gefäße gleißen und
blitzen, und es gelüstet
ihn, die Hand danach auszustrecken. Doch wehe ihm, wenn
er der Versuchung erliegt! Ein Fluch liegt auf dem Golde.
Er
findet den Weg aus dem Grabe nicht mehr und muß elendiglich
darinnen verderben. Nur wer unverschuldet in Armut geraten
ist, dem ist es vergönnt, eines der Schmuckstücke
zu nehmen. Aber auch ihn trifft der Fluch, wenn die Gier
ihn etwa verlockt,
mehr davon an sich zu reißen.
Einst fand Bauer Derk vom Werthhof
das Königsgrab offen. Er durfte es wohl wagen, die
Hand nach einem der goldenen Becher auszustrecken; denn
beim
letzten Hochwasser war ihm sein Vieh ertrunken. Da packte
ihn die Lust, mehr von dem Horte zu nehmen. Rettungslos
wäre er dem Verderben verfallen, hätte ihn nicht
im letzten Augenblick eine Stimme aus dem Sarge gewarnt:
Derk, Derk! Lot stoon! Lot stoon!
Sös kas dou ni mehr na buten goon!
Da wandte er sich, vom Grauen gepackt, und floh von der
unheimlichen Stelle. Für den Becher aber löste
er so viel, daß all seine Not ein Ende hatte.«
(aus »Geschichte
der Stadt Duisburg«, Averdunk
/ Ring, 2. Auflage 1949, S. 14/15) |